Der Beck und seine Brötli

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Liebe Freunde,
inzwischen war ich beim Beck. Aber inkognito. Sicher ist sicher. Und wisst Ihr was? Beim Beck gab es eine neue Sorte Brötli! Da habe ich nicht schlecht gestaunt.
Aber der Reihe nach: Zuhause hatte ich mich noch etwas verkleidet, dann bin ich los. Auf dem Weg zum Beck kamen mir schon Leute mit Säcken entgegen, aus denen es nach frischen Brötchen duftete. Und erst beim Beck: Kein Reinkommen dort. Schlange bis auf die Strasse. Also habe ich mich geduldig angestellt und gefragt, was die Leute plötzlich alle beim Beck kaufen wollen und während ich so meinen Gedanken nachhing, bewegte sich die Schlange inklusive mir langsam vorwärts. Irgendwann war ich dann drin im Geschäft und mir fiel sofort ein neues Plakat auf: „jetzt nur bei uns, die famosen Trappl-Käse-Brötli“ – hoppla, dachte ich, was ist denn das? Benutzt der Beck einfach meinen Namen? Wie kommt der überhaupt dazu? Und als ich dann an der Reihe war, fragte ich mit verstellter Stimme nach so einem Brötli – ich wollte ja nun doch wissen, warum die so wie ich heissen. Nach dem Bezahlen bin ich sofort raus und habe in das Brötli gebissen.
Und da ging mir langsam ein Licht auf … hatte Wommel nicht Teile seines Käseproviants in Brötli gestopft gehabt? – Doch, so war es!:

Wir beide sind ja damals, vor unserer Flucht, auf einem frühmorgendlichen Spaziergang gewesen und auch beim Beck vorbeigekommen.

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Der war schon am Backen und es duftete herrlich aus dem offenen Backstubenfenster. Naja, Ihr kennt Wommel ja – ich muss Euch sagen (aber sagt es Wommel nicht weiter), dass es einfacher ist, einen Amboss zu verschieben, als Wommel auch nur einen Millimeter weiter zu bekommen. Der war wie festgeklebt unter dem Fenster, die Nase ganz weit nach oben. Und ehe ich es mich versah, musste ich auch schon als Rampe für seinen Käsenotvorrat (seine Wegzehrung, denn Wommel meinte beim Loslaufen „Man kann nie wissen, ob man nicht plötzlich doch ein kleines Hüngerli verspürt“, und so haben wir seine Käse-Garette mitgenommen – auf einen Sparziergang!) herhalten.

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Nach dem Schubkarren sprang Wommel über mich in die Backstube. Nach kurzem Zögern bin ich hinterher, ich konnte ja meinen Freund schlecht alleine lassen. Die Backstube war leer. Also noch nicht ganz, es waren noch ein paar Brötli da, obwohl sich das Leckermaul redlich bemühte, die Backstube ganz zu leeren. Er sass mitten in den Brötli und kaute! Neben ihm sein Käse-Schubkarren, in welchen er ab und zu hineinlangte und zu mir meinte „mit Käse schmecken die Brötli nochmal so gut, siehst Du, es war richtig, etwas Käse für den Weg einzupacken“. Und das gab ihm wohl die Idee, den Käse auch mitzubacken. Ich fand dies, wenn ich ehrlich bin, auch testenswert und so haben wir ungebackene Brötli gesucht, Löcher hineingebohrt und anschliessend Käse versenkt.

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Da hörten wir es plötzlich aus dem Gang rumpeln – „Mist“, dachten wir uns, verschlossen schnell noch das letzte Käsbrötli und eigentlich wollten wir uns verstecken, doch die Zeit langte nicht mehr – denn wir sahen einen grossen, dicken, weissgekleideten Bauch, welcher sich langsam zur Backstubentüre hereinschob – wir also ganz schnell wieder zum Fenster raus!

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Und dann fielen mir die Lücken ein, welche Wommel inmitten der Brötli geschaffen hatte. Und die Krümel, die jetzt dort lagen. Wir konnten aber nichts mehr machen, denn drinnen fing es schon an zu toben: „dieser Wommel! wenn ich den erwische, der kann was erleben!“ „Der soll mir nur nochmal wiederkommen“ und noch irgendwas mit Fallen meinte ich zu hören, aber das wollte ich lieber nicht so genau wissen.

Wommel wurde ganz bleich. Ihr werdet Euch jetzt bestimmt fragen, woher der der Beck wusste, dass es Wommel war. Die Erklärung ist ganz einfach bzw. kam kurz darauf unter Geschrei, zusammen mit zwei Brötli, zum Fenster herausgeflogen: Wommels Garette! Diese war stadtbekannt, denn Wommel ging ohne diese fast nie nach draussen. Immerhin bekam mein Freund wieder Farbe im Gesicht: Garette zurück und dazu wieder frisch gefüllt! Er wollte gleich weiteressen, doch ich packte Wommel und die Garette und dann nichts wie weg. Denn aus dem Fenster schrie es noch immer, und da dachte ich, dass es gut wäre, erstmal zu verschwinden und, wie schon geschrieben, zu warten, bis Mehl über die Brötli gewachsen ist.

Zurück zu den Käsbrötli: unsere Idee scheint, auch im Nachhinein betrachtet, wirklich gut gewesen zu sein. Wie ich später erfahren habe, hat der Beck nichts gemerkt gehabt von dem Käse in den Brötchen und diese normal verkauft gehabt – denen, die das „Glück“ hatten, ein Käsbrötli beim Beck anstelle eines normalen bekommen zu haben, scheint es aber geschmeckt zu haben – denn sie kamen wieder zurück und wollten noch mehr Käsbrötli. Und da hat der geschäftstüchtige Bäcker natürlich umgehend reagiert und diese in sein Sortiment aufgenommen.

Aber jetzt wollt Ihr bestimmt wissen, was Wommel dazu meinte – ich hatte noch ein Käsbrötli übrig und so bin ich bei ihm vorbeigegangen. Und der hat sich mega über meinen Besuch gefreut (ich bin mir nur nie ganz sicher, ob er sich mehr über mich freut oder über die Mitbringsel). Auf jeden Fall hat er gestrahlt und „sein“ Brötchen gleich getestet. Und beim Kauen hat er dann zufrieden genickt und ich habe ihm die ganze Geschichte erzählt.
Da der Vielfrass nach dem Brötli noch etwas Hunger hatte, beschlossen wir, gleich wieder zum Beck zu gehen. Diesmal ohne Verkleidung. Als die Leute in der Schlange vor dem Beck uns entdeckten, bildeten sie eine schmale Gasse und wir durften in der Mitte nach vorne laufen. Rechts und links jubelte es, wir waren anscheinend die Helden!

Am Tresen angekommen, wurde mir trotz allem etwas mulmig: denn dort stand der dicke Beck persönlich – aber er war ganz freundlich und herzlich, bedankte sich bei uns und schenkte uns einen Gutschein über 120 Käsbrötli!

Ich war etwas verlegen und gleichzeitig doch auch etwas stolz, aber wie Wommel sich gefreut hat, das könnt Ihr Euch nicht vorstellen!
Bis bald wieder und liebe Grüsse,
Euer Trappl
PS: Danke für Eure Briefe, ich freue mich immer über Post!

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